Donnerstag, 17. Juni 2010
ein problem der betrachtung:
Das Problem der Betrachtung liegt im Zugang.

Es ist wie mit dem Lernen, wer nicht motiviert ist, wird auch nicht lernen. Wer Interesse hat, lernt von sich aus. Motivation hingegeben kann von innen kommen oder von außen in einen gesetzt werden – das mag nochmals von der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur abhängen, auf welche das Mittel einwirkt, aber vielleicht zeichnet sich darin die Qualität des gewählten Motivationsmittel aus: viele zu erreichen. Und dann die Frage, wie subtil darf die Gewalt der Motivation einwirken ? Denn Aufmerksamkeit erzeugen ist ein Mittel der Gewalt, selbst wenn es sich lediglich um die Aufmerksamkeit handelt, einem Vortragenden zuzuhören, sich einen Klappentext durchzulesen oder jenes Schild, welches sich unter dem Gemälde angebracht findet. Natürlich gibt es einen Unterschied, weil Gewalt einen Akt gegen die eigene freie Entscheidung bedeutet und ein Zuhörer und Zuschauer sich zumeist selbst den Platz wählt, zu hören und zu sehen. Aber die Gewalt ist dem Objekt bereits inhärent, selbst eingeschlossen in einem schwarzen Schrank – denn jemand muss die Entscheidung getroffen haben, das Objekt in einen Schrank zu schließen. Aber in einer solchen Situation würde die Gewalt nur auf den einen Wissenden real ausgeübt und nur ideal auf die unendlich vielen möglich Wissenden.

Man kann die Aufmerksamkeit an Orte bringen, die sich Zuschauer und Zuhörer wählen, bevor dort ein Objekt war.

Die heutigen Räume zur Darstellung von Kunst versuchen oft, jeglichen Kontext zu entfernen, sozusagen das Objekt für sich sprechen lassen. Das mag gelingen, das kann aber auch den freien Fall für den Rezipienten bedeuten. Und selbst wenn Kunst nichts bedeuten muss und sich vergeuden darf, so braucht die Kunst als Kontext für ihr Bestehen doch immer noch den Rezipienten. Und vielleicht sollte deswegen der Rezipient auch ein bisschen Kontext brauchen dürfen.

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