Dienstag, 27. Juli 2010
ungute gefühle - 2
mi_kesch, 22:03h
Vielleicht sind wir schon zu lange zusammen. Die Spekulation darüber ist unnötig. Interessanter wird die Betrachtung, warum wir schon so lange miteinander verharren, und noch interessanter, ist von einem wir überhaupt die Rede?
Es hat durchaus seine Vorzüge und gestaltet das Leben in mancher Hinsicht einfacher. Man braucht keine Verantwortung mehr zu übernehmen, sie lässt sich einfach auf den Anderen verschieben. Geteiltes Leid, ist halbes Leid – es kommt auf die Gewichtung an. Ich bevorzuge die geschickte Variante des stoischen Ignorierens in Kombination mit nachträglichem Schuldeingeständnis. Ich arrangiere weniger meine Persönlichkeit als vielmehr meine Verantwortung. Mein Ausdruck von Macht oder aber ihr Wille zur Schwäche. Umgekehrt wäre es meine Charakterschwäche und ihre starke Gutmütigkeit. Alles eine Frage der Perspektive. Unzweifelhaft ist dabei allerdings auch die Verschiebung des Leidensdrucks. Sie arrangiert sich um mich permanent. Ich vermute einmal, sie braucht das einfach.
Deswegen bin ich irritiert. Inmitten unseres Beziehungsengpass verkündet sie in einer reißerischen Willenserklärung ihren Entschluss, dass sie ein Kind will. Unschlüssig zögere ich die verlangte Reaktion hinaus. Es bleibt nichts zu verschieben. Sie ist inbrünstig gewillt, alle Verantwortung auf sich zu ziehen. Ganz unerwähnt hält sie unseren Beziehungsstatus aus der Geschichte raus. Ich gebe in aller offenen Überlegung den Zeitpunkt zu bedenken. Ungestüm schimpft sie mich einen Umstandskrämer und tritt mir mit den wehenden Fahnen einer großartig kämpfenden Mutter entgegen. Reine Energievergeudung. Nun gut. Den Anschein von Vorsicht wahrend lasse ich durchblicken, dass die Reife unserer Beziehung zueinander zu wünschen lässt. Ein Moment der Stille tritt ein. Gewichtige, wohlbedachte Stille. Sie kann nicht warten, aber sie ist klug genug zu wissen, dass sie warten muss. Sie setzt auf die lächerlich weiche Macht des Nachgebens, des Federns und Abwiegelns. Wie oft vertrauen wir auf die rücksichtsvolle rechte Spur und schleichen ambitioniert hinter großen Gefährten unseren Wünschen die Sicht abschneidend her. Sie versucht in meinem Gesicht zu lesen, will meinen Blick auf ihren fest flehenden Augenausdruck richten und bietet sich als Spiegel für meinen großzügigen Egoismus an. Da blitzt sie so verschwendet auf: ihre Kraft zum Widerstand, der Ansatz zur Tat, der Wille zum Druck. Wäre sie doch nicht so gewollt um Ausdruck bemüht, anstatt der Intensität gewahr zu werden. Fürwahr ein flirrender Moment geballter Intimität. Noch halbwegs unentschieden zwischen dem ein Ultimatum provozierenden Ausbruch und der totalen Selbstaufgabe für ein bisschen Anhörung. Ich sauge ihre Bannkraft auf. Es schmeckt obszön nach nackter Identität. Sie wirft alles in die eine Waagschale, was sie ist und sein will. Daneben ist kein Platz, eine andere Existenz zu führen. Schließlich bricht sie ein und ich genieße ihr auslaufendes Dasein. Wen verachtet sie jetzt? Den Mann, der sich geistig nicht entwickelt fühlt, ein Kind großzuziehen – oder die Frau, die ihren sehnlichsten Wunsch aufgibt? Für nichts und wieder nichts. Ihre Aufgabe hat zum Preis, weder ein Kind zu bekommen noch den Mann zu halten. Ob sie sich dessen schon bewusst ist? Kaum. Sie kämpft mit dem übermächtigen Eingeständnis, ihrer selbst nicht würdig zu sein. Wer kann das tragen? Fast bedauere ich sie.
Es hat durchaus seine Vorzüge und gestaltet das Leben in mancher Hinsicht einfacher. Man braucht keine Verantwortung mehr zu übernehmen, sie lässt sich einfach auf den Anderen verschieben. Geteiltes Leid, ist halbes Leid – es kommt auf die Gewichtung an. Ich bevorzuge die geschickte Variante des stoischen Ignorierens in Kombination mit nachträglichem Schuldeingeständnis. Ich arrangiere weniger meine Persönlichkeit als vielmehr meine Verantwortung. Mein Ausdruck von Macht oder aber ihr Wille zur Schwäche. Umgekehrt wäre es meine Charakterschwäche und ihre starke Gutmütigkeit. Alles eine Frage der Perspektive. Unzweifelhaft ist dabei allerdings auch die Verschiebung des Leidensdrucks. Sie arrangiert sich um mich permanent. Ich vermute einmal, sie braucht das einfach.
Deswegen bin ich irritiert. Inmitten unseres Beziehungsengpass verkündet sie in einer reißerischen Willenserklärung ihren Entschluss, dass sie ein Kind will. Unschlüssig zögere ich die verlangte Reaktion hinaus. Es bleibt nichts zu verschieben. Sie ist inbrünstig gewillt, alle Verantwortung auf sich zu ziehen. Ganz unerwähnt hält sie unseren Beziehungsstatus aus der Geschichte raus. Ich gebe in aller offenen Überlegung den Zeitpunkt zu bedenken. Ungestüm schimpft sie mich einen Umstandskrämer und tritt mir mit den wehenden Fahnen einer großartig kämpfenden Mutter entgegen. Reine Energievergeudung. Nun gut. Den Anschein von Vorsicht wahrend lasse ich durchblicken, dass die Reife unserer Beziehung zueinander zu wünschen lässt. Ein Moment der Stille tritt ein. Gewichtige, wohlbedachte Stille. Sie kann nicht warten, aber sie ist klug genug zu wissen, dass sie warten muss. Sie setzt auf die lächerlich weiche Macht des Nachgebens, des Federns und Abwiegelns. Wie oft vertrauen wir auf die rücksichtsvolle rechte Spur und schleichen ambitioniert hinter großen Gefährten unseren Wünschen die Sicht abschneidend her. Sie versucht in meinem Gesicht zu lesen, will meinen Blick auf ihren fest flehenden Augenausdruck richten und bietet sich als Spiegel für meinen großzügigen Egoismus an. Da blitzt sie so verschwendet auf: ihre Kraft zum Widerstand, der Ansatz zur Tat, der Wille zum Druck. Wäre sie doch nicht so gewollt um Ausdruck bemüht, anstatt der Intensität gewahr zu werden. Fürwahr ein flirrender Moment geballter Intimität. Noch halbwegs unentschieden zwischen dem ein Ultimatum provozierenden Ausbruch und der totalen Selbstaufgabe für ein bisschen Anhörung. Ich sauge ihre Bannkraft auf. Es schmeckt obszön nach nackter Identität. Sie wirft alles in die eine Waagschale, was sie ist und sein will. Daneben ist kein Platz, eine andere Existenz zu führen. Schließlich bricht sie ein und ich genieße ihr auslaufendes Dasein. Wen verachtet sie jetzt? Den Mann, der sich geistig nicht entwickelt fühlt, ein Kind großzuziehen – oder die Frau, die ihren sehnlichsten Wunsch aufgibt? Für nichts und wieder nichts. Ihre Aufgabe hat zum Preis, weder ein Kind zu bekommen noch den Mann zu halten. Ob sie sich dessen schon bewusst ist? Kaum. Sie kämpft mit dem übermächtigen Eingeständnis, ihrer selbst nicht würdig zu sein. Wer kann das tragen? Fast bedauere ich sie.
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